Kennen Sie die „Ich weiß nicht, was ich will“-Blockade?

Wegweiser_SchilderSie haben schon mehrere Anläufe unternommen, um Ihren Wünschen auf die Spur zu kommen und sich auszumalen, wo Sie in einigen Jahren sein wollen. Schließlich ist dies eine Herausforderung, vor die Sie öfter gestellt sind. In Bewerbungsgesprächen gehört die Frage nach den eigenen Zukunftsvorstellungen zum Standardrepertoire. Darauf kann man sich vorbereiten und eine allgemein gehaltene Antwort geben. Schließlich gibt es Karriere- und Bewerbungsratgeber, die hier behilflich sind, damit Sie in dieser Situation nicht ins Stottern kommen.

Auch bei Treffen im Freundeskreis spielt das Thema immer öfter eine Rolle. Schließlich sind die Magazine in jüngster Zeit voll von Beispielen, wie Menschen ihr Leben verändert und mutig neue Wege beschritten haben. Daher kann auch bei einem harmlos erscheinenden Austausch plötzlich die Frage auftauchen: … und wie stellst Du Dir Deine Zukunft vor?

Dabei haben Sie sich durchaus mit der Frage beschäftigt.
Doch so sehr Sie sich auch bemüht haben, es fällt Ihnen einfach nichts ein. Sobald Sie an Ihre Zukunft denken, entsteht Nebel im Hirn. Sie haben keine Vorstellung davon, was Sie wirklich wollen und wie diese Zukunft aussehen könnte. Alles, was Sie aufschreiben, fühlt sich falsch an.

Je länger Sie sich damit beschäftigen, desto weniger klare Gedanken können Sie fassen. Am liebsten würden Sie sich nicht weiter damit beschäftigen. Wenn es nicht auch Anzeichen gäbe, dass eine Veränderung ansteht…

Damit sind Sie nicht alleine!

Es gibt viele Menschen, die diese „Ich weiß nicht, was ich will“-Blockade befällt, wenn sie mit der Frage konfrontiert sind: Erzählen Sie doch mal, wie Sie sich Ihre Zukunft vorstellen. Oder anderen derartigen Fragen.

Der Blackout hat seine Hintergründe. Diese Blockade befällt vor allem Menschen, die eine der folgenden Situationen erlebt haben:

Sie wurden nie gefragt, was Sie möchten.

Andere haben wie selbstverständlich für Sie entschieden – und Sie haben sich gefügt. Von klein auf hat sich nie jemand dafür interessiert, ob sie dies oder lieber jenes möchten. Es wurde einfach über Ihren Kopf hinweg bestimmt, was für Sie gut und richtig sei. Damit ist der Wünsche-Impuls schon frühzeitig unterbunden worden und mit der Zeit verkümmert.

Sie haben nie gelernt, dass Ihre Wünsche wichtig sind.

Dieser Aspekt geht mit dem vorherigen einher. Er kann auch eine Folge davon sein. Wann immer Sie für etwas Interesse gezeigt oder besondere Wünsche geäußert haben, wurden Ihnen diese ausgeredet. Stattdessen sind Sie den Vorstellungen anderer gefolgt und haben dadurch den Zugang zu Ihren Wünschen verloren.

Es war bislang nicht erforderlich, sich Gedanken zu machen.

Auf Ihrem bisherigen Weg hat sich eines zum anderen gefügt und die Ergebnisse haben weitgehend gepasst. Es war zwar nicht perfekt, aber auch wieder nicht so unangenehm, dass Sie etwas verändert hätten. Also haben Sie die Dinge weiter laufen lassen und sich damit angefreundet. Zur Lebensmitte ändert sich dies häufig. Plötzlich dreht sich die bis dahin angenehme Situation. Sie erleben Gegenwind, wo bislang alles perfekt erschien.

Wie es eine Kundin erlebte, der vor der Elternzeit ein sanfter Übergang zurück in den beruflichen Alltag versprochen wurde. Als sie – wie vereinbart – nach sechs Monaten zurückkehrte, hatte sich der Wind gedreht und ihr Vorgesetzter setze nun alles daran, sie nun loszuwerden. Nach langem Rechtsstreit hat sie das Unternehmen verlassen und steht nun vor der Situation, sich völlig neu orientieren zu müssen.

Und schließlich gibt es noch eine andere Variante, die vielen Menschen Probleme bereitet:

Sie haben viele unterschiedliche Interessen.

Daher wandern Sie von einem spannenden Thema zum nächsten. Bei keinem verweilen Sie länger und für keines können Sie sich voll und ganz entscheiden. Es fällt Ihnen schwer, an einer einzigen Sache dran zu bleiben oder nur ein Ziel zu verwirklichen. Menschen wie Sie werden als Surfer oder Scanner bezeichnet. Sie bleiben so lange bei der Sache, bis sie genügend Informationen gesammelt haben und das Thema langweilig geworden ist. Daher lassen Sie sich nicht auf einen einzelnen Bereich, ein Vorhaben oder ein Ziel festlegen.

Doch auch bei Ihnen gibt es eine Systematik, ein übergeordnetes Thema, das sich mit Aufmerksamkeit herauskristallisiert. Dazu bedarf es meist des Außenblicks oder sogar einer professionellen Unterstützung.

Was können Sie tun, um diese Blockade zu lösen?

Wenn Sie sich in einer dieser Beschreibungen wiederfinden und etwas verändern wollen, fangen Sie damit an, achtsam zu werden für die kleinen, sanften und bislang meist nicht beachteten Impulse. Hier ein paar Anregungen, wie Sie dabei vorgehen können:

  • Was weckt Ihre Aufmerksamkeit und Neugier? Bei welchen Themen sind Sie plötzlich hellwach und engagiert dabei? Es spielt keine Rolle, ob dies im privaten Bereich ist oder berufliche Fragestellungen oder Aufgaben. Wichtig ist nur, dass Sie diese „Triggerpunkte“ erkennen und sie wahrnehmen.
  • Welche Menschen faszinieren Sie? Wem lauschen Sie voller Begeisterung – und warum? Achten Sie darauf, was Sie an diesen Begegnungen oder Informationen spannend finden.
  • Schreiben Sie alles auf, was Sie besonders beschäftigt. Dies können besondere Kochrezepte sein, sprachlich gut gelungene Anleitungen, ansprechende Fotos oder besondere Stimmungen. Egal, aus welchem Bereich. Es können Artikel in Zeitschriften sein oder im Internet… Strukturen in der Landschaft oder in Abläufen… Bemerkungen, die sie (mit)hören und weiter beschäftigen… Alles kann für Ihre weiteren Schritte hilfreich sein.
  • Sammeln Sie alles – in einer Mappe, einem elektronischen Ordner oder in einem Schreibheft. Auch wenn Sie noch nichts mit diesen Informationen anfangen können. Sortieren Sie zu diesem Zeitpunkt nichts aus, denn ein Detail, auf das Sie jetzt keinen Wert legen, kann Ihnen später wichtige Hinweise geben.
  • Lassen Sie sich Zeit! Dies ist keine Aufgabe, die Sie in einer einzigen Woche erledigen. Wenn Sie bislang keinen Zugang hatten, kann es einige Zeit dauern, bis Sie genügend Informationen gesammelt haben. Vertrauen Sie darauf, dass Sie wissen, wann es Zeit ist, Ihre Sammlung zu analysieren.
  • Holen Sie sich Unterstützung, um den roten Faden in Ihrer Sammlung zu erkennen. Gemeinsam mit einer außenstehenden Person – ob Freundin oder Coach – ist es einfacher, diesen zu erkennen oder herauszufinden, wie sich mehrere Interessen zu etwas Eigenem verknüpfen lassen.

Eine Alternative zur detaillierten Sammlung ist ein Zieleposter, mit dem Sie Ihren verborgenen Wünschen auf die Spur kommen. Denn häufig scheitern wir weniger daran, dass wir nicht wissen, was wir wirklich wollen, sondern dass unser Kopf im Wege steht. Dem schieben Sie mit diesem Vorgehen einen kleinen Riegel vor. Eine Anleitung dafür finden Sie hier oder Sie kommen in meinen Zieleposter-Workshop, den ich jeweils zum Jahresauftakt anbiete.

Ulrike Bergmann Zur Person: Ulrike Bergmann
DIE MUTMACHERIN begleitet seit 30 Jahren lebenserfahrene Solo-Unternehmerinnen, ihre Vorstellungen von einem erfüllten Berufs- und Privatleben mit Leichtigkeit und Klarheit zu verwirklichen und mutig ihren eigenen Weg zu gehen. Im MUTMACHER-MAGAZIN gibt sie Einblicke in ihre Schatzkiste und bestärkt ihre Leserinnen darin, mutig ihren eigenen Weg zu gehen.

7 Gedanken zu „Kennen Sie die „Ich weiß nicht, was ich will“-Blockade?

  1. Aline Kniestedt

    Hallo Ulrike,

    vielen Dank vor allem für den Punkt “Lassen Sie sich Zeit”. Die vielen Coaching-Seiten, Blogs und Ratgeber neigen dazu, einem das Gefühl zu vermitteln, dass man JETZT und SOFORT wissen muss. Ich denke auch, dass es ein Prozess ist, gerade bei den von Ihnen geschilderten Gründen, die dahinter stecken können. Aber man lernt ja nie aus im Leben 😉

    Viele Grüße aus Leipzig
    Aline von blog.nicht-streiten.de

  2. Ulrike Bergmann Beitragsautor

    Hallo Aline,
    das ist möglicherweise auch eine Frage des Alters zu wissen, dass manches einfach Zeoit braucht.
    Wichtig ist allerdings die Unterscheidung zwischen sich Zeit lassen und ausweichen statt handeln. Der Grad zzischen beiden ist oftmals gering. Doch auch hoer gilt wieder: das kann nur jede/r für sich entscheiden bzw. herausfinden 😉
    Viele Grüße vom Chiemsee
    Ulrike

  3. Teddy

    Hallo Ulrike,
    als ich gerade deinen Artikel gelesen habe, dachte ich mir “woher kennt mich diese Frau?” 🙂 Tasächlich stecke ich gerade in genau in dieser Situation fest und möchte mich für deine wertvollen Tipps bedanken.

  4. Ulrike Bergmann Beitragsautor

    Vielen Dank, Teddy, für Deine Rückmeldung. Ich bin sicher, Du findest weitere Impulse, wenn Du in den Kategorien stöberst.
    Weißt Du schon, wie Du aus der Situation aussteigen kannst?
    Ich wünsche Dir mutig-leichte nächste Schritte!

  5. Vanessa

    Hi. Ich weiss nicht was ich lernen möchte. Was ich in der Zukunft machen möchte. Was ich jetzt machen könnte. In welchem Beruf ich arbeiten möchte. Zu mir, Ich bin 16 mache noch das 10. Schuljahr und muss bald eine Lehrstelle machen.
    Ich weiß nicht was ich will. Suche mir immer eine ausrede, wenn ich mich entscheide was ich lernen könnte. Wie zb, dass es andere gibt die den Beruf erlernen und die sind besser.

    Was kann ich da tun? Ich verschwende nur och Zeit, wenn ich nicht mehr für die Schule lernen muss.

  6. Ulrike Bergmann Beitragsautor

    Hi Vanessa,
    danke für deinen Kommentar. Ich habe dir dazu eine Mail geschrieben. Eine Münchner Kollegin ist auf junge Menschen wie dich spezialisiert und kann dir sicher Hinweise geben.

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