Druck entsteht erst im Kopf – und dann im Gefühl

Über Jahre erlebte meine Kundin Karin regelmäßig dieselbe Situation: Je näher ihr Urlaub rückte, umso stärker geriet sie in der Arbeit unter Druck und ihr Stresspegel stieg. Morgen für Morgen konnte sie es stärker spüren und eine Frage wurde immer drängender: Wie schaffe ich es, alle Aufgaben abzuarbeiten, die noch zu erledigen sind?!

Zudem hatte sie in den vergangenen Jahren regelmäßig die ersten Ferientage im Bett verbracht, ehe sie die freien Tage genießen konnte. Daher befürchtete sie, dass sich dieses Ergebnis wiederholen würde.

An diesem Beispiel aus meiner Beratungspraxis lassen sich Zusammenhänge aufzeigen zwischen gewohnheitsmäßigen Gedanken und daraus resultierenden Gefühlen. Was daraus entsteht und wie sich daran etwas verändern lässt, erfährst Du hier.

Druck entsteht zunächst im Kopf …

Die Situation von Karin kennen viele von uns: Vor einem längeren Urlaub oder Feiertagen und dem Jahreswechsel kommt vieles zusammen. Dabei jonglieren wir die unterschiedlichsten Aufgaben mit mehr oder weniger Erfolg. Das kann einen ganz schön unter Druck setzen werden. Ein wichtiger Teil davon findet in unserem Kopf statt – in den Gedanken, die eine wesentliche Rolle dabei spielen, ob wir gut oder schlecht mit Druck zurechtkommen. Vor allem diese beiden Aspekte sind dabei von enormer Bedeutung:

  1. Wie bewerte ich die Situation?
    Betrachten wir sie als etwas, was wir „durchstehen“ müssen, wo wir uns durch Aufgaben „kämpfen“ oder „durchbeißen“, diese als „Belastung“ empfinden?
    Und als etwas, über das wir „keine Macht“ haben, also „ohnmächtig“ sind?
    All diese Begriffe sind Etiketten, die wir auf unsere Wahrnehmung kleben. Welche Auswirkungen unsere Worte auf unseren Körper haben, werden wir noch näher betrachten.
  2. Welche Erwartungen habe ich an mich?
    Diese Erwartungen betreffen vor allem unseren Anspruch, mit der zur Verfügung stehenden Zeit oder den anstehenden Aufgaben angemessen umzugehen. Dabei machen wir uns selten Gedanken darüber, ob wir gerade eigene Ziele verfolgen oder fremde übernommen haben. Fremden Zielen folgen wir, wenn wir die Vorgehensweisen anderer übernehmen, ohne zu überlegen, ob diese auch unserer Persönlichkeit, unseren Vorstellungen oder unseren Werten entsprechen. Wir folgen einfach den „Gegebenheiten“, ordnen uns unter und arbeiten gegen unsere Natur. Diese Diskrepanz führt mit der Zeit zu einem inneren Widerstand, der sich als Druckgefühl zeigt.

… und macht sich im Körper bemerkbar

Jeder Gedanke erzeugt eine biochemische Reaktion im Gehirn, die wiederum Auswirkungen im Körper hat: Das Gehirn sendet chemische Signale in Form von Botenstoffen an den Körper, die dieser sofort aufgreift. Er löst in Übereinstimmung mit dem Gedanken die entsprechende Reaktion in den Zellen aus und signalisiert dem Gehirn, dass er jetzt genau so fühlt, wie das Gehirn denkt. Zwischen Gehirn und Körper findet ständig eine Abgleichung statt, durch die wir Gefühle entwickeln, die zu unserem Denken passen und zugleich Denkweisen, die zu unseren Gefühlen passen. Die einzelnen Zellen in unserem Körper passen sich an unsere Denkweise an.

Dieser Kreislauf aus ständigem Denken – Fühlen und Fühlen – Denken wirkt sich auf unsere Wirklichkeit aus: Wir sind so vertraut mit unserem mental-emotionalen Zustand, dass er zu einem festen Bestandteil unserer Ich-Identität, zu unserem Seinszustand, geworden ist.

Wenn der Körper auf Stress programmiert ist

Wenn wir ständig darüber sprechen, wie viel Stress wir haben oder der Überzeugung sind, dass wir nur unter Druck gute Ergebnisse erzielen können, hat dies Auswirkungen auf unsere Zellen. Unser Körper ist dann auf Stress programmiert und wird alles daransetzen, dass dies so bleibt. Er braucht diese Stoffe, auf die er sich eingestellt und angepasst hat. Er wird somit alles dazu Notwendige tun, um das Gehirn zu verleiten, wieder in den unbewusst eingeprägten Zustand zurückzukehren.

Daher ist es so schwierig und nur durch langfristige Übung möglich, ein eingeprägtes Verhalten zu verändern. Zugleich weiß der Körper quasi, dass er raffiniert vorgehen muss. So entsteht unter anderem der sehr populäre Gedanke: Das fühlt sich nicht richtig an! Und schon bleiben wir im alten Verhalten stecken. Spannend, nicht wahr?!

Sobald wir neue Gedanken entwickeln, die von unserem bisherigen Verhalten abweichen, schlägt der Körper Alarm. Er hat sich im Laufe der Zeit vollkommen daran angepasst, was das Gehirn denkt und braucht, ja er fordert geradezu die gewohnten Botenstoffe. Man könnte auch sagen: Wir sind förmlich süchtig nach unseren (negativen, Stress-erzeugenden) Gedanken. Daher erzeugt eine Veränderung zunächst einmal Entzugserscheinungen.

Veränderung durch regelmäßiges Üben

Wenn wir mit unseren gewohnheitsmäßigen Gedanken aufhören, bricht zwischen Körper und Geist das Chaos aus. Unsere Gedanken und Gefühle arbeiten gegeneinander und wir fühlen uns unseren Gefühlen ausgeliefert.

Eine Veränderung wird erst möglich, wenn wir sehr bewusst auf die Körperreaktionen achten und erkennen, dass diese nur den Status Quo erhalten wollen. Ansetzen können wir nur bei unserem gewohnten Seinszustand, der eng mit den erinnerten Gefühlen zusammenhängt. Solange wir diese nicht durchbrechen, bleiben die unbewusst negativen Gefühle – und damit auch Stressauslöser – bestehen. Eine Veränderung erfordert eine regelmäßige Übung und hohe Achtsamkeit für diese Abläufe. [1]

Je klarer wir erkennen, wo und vor allem wodurch der Druck in uns entsteht, desto weniger bleiben wir in einer Opferrolle gefangen. Wir können etwas tun und aus diesem Kreislauf auszusteigen. Dabei helfen 8 Schritte, die ich in diesem Beitrag vorgestellt habe: Gestresst? 8 A’s helfen

[1] Die hier beschriebenen Zusammenhänge sind eine kompakte Zusammenfassung aus dem umfassenden Buch „Ein neues Ich: Wie Sie Ihre gewohnte Persönlichkeit in vier Wochen wandeln können“ von Dr. Joe Dispenza.

Ulrike Bergmann Zur Person: Ulrike Bergmann
DIE MUTMACHERIN begleitet seit 30 Jahren lebenserfahrene Solo-Unternehmerinnen, ihre Vorstellungen von einem erfüllten Berufs- und Privatleben mit Leichtigkeit und Klarheit zu verwirklichen und mutig ihren eigenen Weg zu gehen. Im MUTMACHER-MAGAZIN gibt sie Einblicke in ihre Schatzkiste und bestärkt ihre Leserinnen darin, mutig ihren eigenen Weg zu gehen.

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