Veränderungen als Kraftquelle

… ist der Untertitel meines Seminars “Mein zweites Leben”. Das klingt erst einmal sehr gut. Doch wie sieht es in der Realität damit aus? Wie kann es gelingen, daraus tatsächlich eine Kraftquelle werden zu lassen? Diese Frage habe ich mir in den letzten Wochen immer wieder gestellt. Hier meine Gedanken dazu:

Veränderungen werden zunächst als (massive) Störung betrachtet.

Sie stören unsere gewohnten Abläufe und beeinflussen das Leben, in dem wir uns so schön eingerichtet haben. Daher ist es unser vorrangiger Wunsch, so schnell wie möglich wieder zur “Tagesordnung” überzugehen. Dahinter steckt der Versuch, das Geschehen zu kontrollieren, die damit verbundenen Emotionen wieder “in den Griff zu bekommen” und zum bisherigen Leben zurückzukehren. Das funktioniert allerdings bestenfalls bei kleineren Veränderungen. Je größer der Einschnitt, der eingetreten ist, desto höher ist der Kraftaufwand, den gewohnten Status Quo, die alte Ordnung, wieder herzustellen oder weiterhin aufrecht zu erhalten. Diese Energie wird dadurch gebunden und steht für neue Entwicklungen oder auch für gewünschte Veränderungen nicht (mehr) zu Verfügung.

Veränderungen können zu gesundheitlichen Problemen führen

Veränderungen können sogar, wenn es zu viele und schwerwiegende sind, zu gesundheitlichen Problemen führen. Nach amerikanischen Untersuchungen hat die Anzahl und Intensität von Veränderungen einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit. Die Forscher haben dazu eine Skala erarbeitet, die unterschiedlichen Veränderungen eine Punktzahl zuordnet. Wer alle Veränderungen der letzten Jahre zusammenzählt, kann erkennen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung ist. (Quelle: William Bridges, Managing Transitions)

In Veränderungen steckt auch eine große Kraft

In Veränderungen steckt allerdings auch eine große Kraft – wenn wir einen Zugang dazu finden. Hier einige Anregungen:

  • Veränderungen stehen in einem Gesamtzusammenhang, den es in allen Facetten zu betrachten gilt. Ein Beispiel: Sie erleben einen Todesfall in Ihrem näheren Umfeld und zur gleichen Zeit steht bei Ihnen eine berufliche Entscheidung oder Veränderung an. Welchen (inneren) Zusammenhang gibt es zwischen diesen Ereignissen? Was ist die gemeinsame “Botschaft”? Im genannten Beispiel könnte dies das Thema “Loslassen” sein.
  • Seien Sie nicht auf einem Auge blind. Wer eine Veränderung selbst herbei geführt hat, ist meist nicht bereit, die damit ebenfalls verbundenen Verluste zu betrachten. So wie diejenigen, denen eine Veränderung “aufgezwungen” wurde, zunächst nicht bereit sind, die damit verbundenen Chancen zu sehen. Doch beide Anteile – die schönen wie die schmerzhaften – gehören zusammen.
  • Würdigen Sie die Erfahrungen, die mit dem verbunden waren, was zu Ende gegangen ist. Betrachten Sie auch die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, dass eine Veränderung eingetreten ist. Überlegen Sie, welche “Schätze” (Potentiale, Stärken, Erkenntnisse) Sie mit in die Zukunft nehmen.
  • Gestalten Sie ein Ritual und nehmen Sie Abschied von dem, was zu Ende gegangen ist. Lassen Sie das Vergangene damit bewusst hinter sich und öffnen Sie sich für das, was jetzt in Ihr Leben tritt.
  • Nehmen Sie sich Zeit. Bis Veränderungen wirklich verarbeitet sind, kann es – auch bei positiven Ereignissen – dauern. Schließlich ist unser gesamter Mechanismus auf  “Erhalt des Ist-Zustandes” eingerichtet. Jede kleine Abweichung von der Norm (Blutdruck, Puls, Temperatur) wird von unserem Körper sofort reguliert – zum Beispiel mit einem Fieberschub, Durchfall oder einem Schwindelanfall. Auch um uns zur Ruhe zu zwingen 😉
  • Wertschätzen Sie sich für die geleistete “Arbeit”. Veränderungen erfordern ein hohes Maß an Kraft und Einsatz – auch wenn es uns oft nicht bewusst ist. Dies gilt besonders für schöne Ereignisse wie der lange geplante Umzug in eine neue Umgebung, die Geburt eines Kindes, eine Eheschließung.  So manche/r ist danach erst einmal in ein tiefes Loch gefallen und wunderte sich darüber.
  • Achten Sie gut auf Ihre Bedürfnisse. Der wichtigste Mensch in Ihrem Leben sind Sie. Nur wenn es Ihnen gut geht und Sie in Ihrer Kraft sind, können Sie vollen Einsatz bringen und für andere Menschen da sein. Planen Sie immer wieder kleine Auszeiten ein, in denen Sie sich etwas Gutes tun.
  • Respektieren Sie Ihren individuellen Umgang mit Veränderungen. Jeder Mensch hat dafür eigene Mechanismen. Beobachten Sie sich und Ihr Verhalten und entdecken Sie Ihr persönliches Muster. Gewinnen Sie mit Ihrem Vorgehen Kraft oder empfinden Sie Ihr Verhalten eher als hinderlich? Erwarten Sie nicht zu viel von sich, sondern ändern Sie in diesem Fall nur Kleinigkeiten.  Dann fällt es Ihnen in Zukunft leichter, mit Veränderungen umzugehen und die darin steckende Kraftquelle für eine bewusste Zukunftsgestaltung zu nutzen.

Gerne begleite ich Sie in einer Phase größerer Veränderungen individuell im Coaching oder mit einer meiner MutmacherGruppen.

Ulrike Bergmann Zur Person: Ulrike Bergmann
DIE MUTMACHERIN begleitet seit 30 Jahren lebenserfahrene Solo-Unternehmerinnen, ihre Vorstellungen von einem erfüllten Berufs- und Privatleben mit Leichtigkeit und Klarheit zu verwirklichen und mutig ihren eigenen Weg zu gehen. Im MUTMACHER-MAGAZIN gibt sie Einblicke in ihre Schatzkiste und bestärkt ihre Leserinnen darin, mutig ihren eigenen Weg zu gehen.

2 Gedanken zu „Veränderungen als Kraftquelle

  1. K.I.P.

    Hallo Frau Bergmann,

    Veränderungen, vor allem solche, die uns aus unserer “Komfortzone” drängen, erfordern auch innere Änderung, also die Veränderung unseren “Ich”-s! Das kann unter Umständen auch mal (unbewusst) bedrohlich wirken – und ich bin sicher, dass es uns mit zunehmenden Alter immer schwerer fällt. Außer wir nehmen es bewusst wahr und entscheiden uns für die Veränderung. Dazu möchte ich das Buch “Lernen” von Manfred Spitzer empfehlen. Es erläutert die Abläufe aus neurobiologischer Sicht.

    Wünsche Ihnen und allen anderen LeserInnen weiterhin viel Mut!

    Viele Grüße,
    Ilka

  2. Ulrike Bergmann Beitragsautor

    Liebe Ilka,
    vielen Dank für Ihren Beitrag und den Hinweis auf das Buch von Manfred Spitzer, das ich noch nicht kenne.
    Nicht ganz teilen kann ich Ihre Einschätzung, dass es mit zunehmendem Alter schwieriger wird, sich zu verändern. In meinen Seminaren erlebe habe ich häufig “ältere” Teilnehmerinnen (solche jenseits des 40. Geburtstags), die sehr viel bewusster als die jüngeren mit Veränderungen umgehen. Vielleicht weil sie schon mehr erlebt haben und daher manches anders betrachten. Sie sind sich bewusster, dass vieles vergänglich ist.
    Herzliche Grüße – Ulrike Bergmann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert