Wollen Sie auch Coach werden und Ihre Berufung leben?

Dann sollten Sie den Beitrag “Ich will auch Coach werden und meine Berufung leben” von Svenja Hofert und die dadurch angestoßene Diskussion lesen. Es wird sie ernüchtern. Auch Anregungen geben von Menschen, die diesen Weg beschritten haben und damit glücklich geworden sind.

Besonders Svenja Hoferts Artikel geht kritisch auf das Thema ein. Aus meinen Erfahrungen möchte ich zum weit verbreiteten Wunsch “Ich werd’ dann mal Coach!” noch ergänzen “…weil mir nichts Besseres einfällt.” In meinen Coachinggruppen für GründerInnen sind viele, die sich in diesem Bereich selbständig machen wollen. Doch dann sind sie mit der Realität konfrontiert, dass es von der Idee zum Erfolg doch eine lange Wegstrecke ist. Viele scheitern, weil der Wunsch alleine noch keine Grundlage für ein prosperierendes Business ist.  Ihnen rate ich regelmäßig, sich ein Feld zu suchen, in dem sie ihre Begeisterung für die Arbeit mit anderen Menschen (die sie oft erst auf die Idee gebracht hat) mit ihren Erfahrungen, Fähigkeiten und Interesse am besten verbinden. Nur dann können sie in der Selbständigkeit Erfolg haben. Jedoch weniger als “Coach”, sondern unter einem anderen Vorzeichen: Sie bringen ihre persönlichen Faktoren ideal mit anderen Optionen (Aufgaben, Themen, Angebotsformen) so in Einklang, dass ihre Geschäftsidee auch finanziell tragfähig ist. Manches Mal führt der Weg erst über die bittere Erkenntnisse “Meine Selbständigkeit trägt sich nicht” zu einer Tätigkeit, in der sie Lebendigkeit, Zufriedenheit und Erfüllung erleben.

Auch Petra Schuseil hat in ihrem Lebenstempo-Blog Svenja Hoferts Beitrag aufgegriffen. Sie hat dafür den Aspekt “Eine Berufung haben und leben” und die Chancen, die sich aus einer Selbständigkeit ergeben, in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung gestellt. Auch dazu habe ich mir ein paar Gedanken gemacht.

Viele  Menschen sind auf der Suche nach ihrer Berufung und haben das Gefühl, dass sie nicht wirklich leben, ehe sie diese nichg gefunden haben. Dadurch entsteht ein Teufelskreis aus suchen… suchen… und weiter suchen… Viele kommen darüber nie bei sich selber an. Inzwischen halte ich es für wichtiger, sich überhaupt in Bewegung zu setzen und etwas zu TUN. Erkenntnisse und Entdeckungen entstehen häufig erst auf dem Weg, durch die dabei gemachten Erfahrungen, die Begegungen mit anderen Menschen und die Überraschungen, die man dabei auch erlebt.

So habe ich im vergangenen Jahr durch die intensive Beschäftigung mit der Zielgruppe Coaches und Beraterinnen wie auch den zahlreichen Online-Angeboten erkannt, dass ich  mich verlaufen habe. Ich bin darüber von meinem Weg abgekommen und habe darüber doch entdeckt, was mir größte Freude und wiederkerhende Genugtuung bringt: Menschen mit ihren Wünschen, Träumen und Visionen zu verbinden und sie dabei zu unterstützen, diese “auf die Straße zu bringen”.Viele dieser Menschen entscheiden sich für den Weg in die Selbständigkeit. Weil sie erkennen, dass die Selbständigkeit – ob als Coach oder etwas anderem – ihnen die Chance bietet, viele ihrer Fähigkeiten und Erfahrungen zu bündeln.

Dabei erleben sie häufig, was Petra Schuseil schreibt: “…viele EinzelunternehmerInnen [kommen] nur schwer klar mit ihrer neu gewonnenen Freiheit.” Wer sein Leben lang die Anweisungen anderer entgegen genommen hat, in einem Teamumfeld tätig war oder unter “fremder Flagge”, sprich dem Namen eines großen oder kleinen Unternehmens unterwegs war, tut sich meist sehr schwer damit. Dafür ist es wichtig, sich eine entsprechendes Netz sozialer Kontakte aus dem neuen Umfeld (andere Selbständige) zu schaffen.

Ulrike Bergmann Zur Person: Ulrike Bergmann
DIE MUTMACHERIN begleitet seit 30 Jahren lebenserfahrene Solo-Unternehmerinnen, ihre Vorstellungen von einem erfüllten Berufs- und Privatleben mit Leichtigkeit und Klarheit zu verwirklichen und mutig ihren eigenen Weg zu gehen. Im MUTMACHER-MAGAZIN gibt sie Einblicke in ihre Schatzkiste und bestärkt ihre Leserinnen darin, mutig ihren eigenen Weg zu gehen.

2 Gedanken zu „Wollen Sie auch Coach werden und Ihre Berufung leben?

  1. Maren Martschenko

    Liebe Ulrike,
    vielen Dank für dieses lesenswerte Feedback zu Svenjas Artikel. Ich erlebe immer wieder Menschen, die sich in ihrem Brot- und Butter-Job in ein Burnout oder den Rande dessen geschuftet haben und über ein Coaching zurück ins Leben gefunden haben. Viele werfen dann ihren alten Job über Bord und werden Coach, weil der ihnen so gut geholfen hat. Das macht aber noch keinen guten Coach. Hinzu kommt die damit einhergehende Freiheit wie Petra Schuseil es beschreibt. Dazu fällt mir eines meiner Lieblingszitate von George Bernard Shaw ein: “Freiheit heißt Verantwortung. Deshalb wird sie von den meisten Menschen gefürchtet.” Als selbständiger Coach hat man eine große Verantwortung für sein unternehmerisches Tun und vor allem für seine Klienten. Dazu zählt auch, ehrlich gegenüber sich selbst zu sein und herauszufinden, was einen wirklich bewegt und begeistert. Da finde ich es beruhigend zu sehen, dass auch ein gestandener Coach wie Du mal eine falsche Richtung einschlägt (und das auch noch offen zugibt). Das ist menschlich. Das hat Größe!

  2. Ulrike Bergmann Beitragsautor

    Liebe Maren,
    vielen Dank für Deine Ergänzungen, vor allem die Verbindung zwischen eigener (Coaching-)Erfahrung und dem Wunsch, diese Erfahrung anschließend als Coach weiterzugeben. Darüber werden dann viele wichtige Fragen erst gar nicht gestellt, die jedoch wichtig sind, damit aus diesem Wunsch ein tragfähiges Business entsteht.
    Herzliche Grüße
    Ulrike

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