Drei Formen des Lassen

Immer wieder ist die Rede davon, wie wichtig es ist, Dinge (Einstellungen, Begrenzungen, Verletzungen) loszulassen. Wie wäre es, wenn es nicht darum ginge, etwas loszuwerden, sondern zu lernen, es SEIN zu lassen. Im Lauf der Jahre habe ich entdeckt, dass es mehrere Formen von Lassen gibt, die miteinander zusammenhängen. Diese möchte ich Ihnen heute vorstellen.

Zulassen

Ehe wir irgendetwas loslassen können, müssen wir zunächst etwas zulassen: die Gefühle, die mit einem Ereignis, einer Situation oder einer Erfahrung verbunden sind. Im Rahmen der von mir sehr geschätzten Sedona-Methode zur Auflösung von emotionalen Blockaden ist der wichtige erste Schritt, das vorhandene Gefühl zuzulassen, es anzunehmen – egal wie unangenehm es in diesem Moment ist. Es einfach da sein zu lassen.

So bedeutet „etwas zuzulassen“ auch immer, dass Sie alles annehmen, was sich in diesem Moment zeigt. Sich für die darin enthaltene Erfahrung, für das damit verbundene Geschenk der Gnade ebenso wie für den Schmerz des Augenblicks öffnen. Die wichtigste Frage lautet: Kann ich „es“ (das was sich zeigt) willkommen heißen?

Loslassen

Diese Aufforderung kennen Sie wahrscheinlich bereits zur Genüge. Loslassen ist meist einfacher gesagt als getan. Zunächst ist wichtig, sich bewusst zu machen, ob es wirklich in einer Situation wirklich darum geht, etwas loszulassen – oder um eine der beiden anderen Varianten. Loslassen steht an, wenn Sie feststellen, dass etwas nicht mehr passt; dass dieses “etwas” Sie in Umständen festhält, die nicht (mehr) dem entsprechen, was Sie sich wünschen. Wenn Einstellungen Sie daran hindern, größer zu denken, oder Sie etwas Neues in Ihr Leben einladen möchten. Dann ist loslassen des Alten das Gebot der Stunde. Ganz im Sinne des Sprichworts Wer mit beiden Händen festhält, kann keine Geschenke empfangen.

Geschehen lassen

… bedeutet im Gegensatz zu den beiden anderen Formen von Lassen, sich zur Verfügung stellen und keinen Widerstand leisten. Wenn Sie Träume verwirklichen wollen, ist diese Form von Lassen besonders wichtig. Meist haben wir nur eine Vorstellung davon, wohin wir uns bewegen wollen, doch noch keine Idee, wie wir dorthin gelangen. In diesem Fall müssen wir uns auf Unsicherheit einlassen, darauf nicht zu wissen, wie und ob überhaupt wir dorthin gelangen können.

Dafür müssen Sie die Kontrolle aufgeben über den Weg zu Ihrem gewünschten Ergebnis. Und stattdessen neugierig sein auf alles, was sich im Laufe des Weges zeigt und was eintritt, wenn Sie „nur“ präsent sind. Nichts tun, sondern mit dem gehen, was gerade ist. Für Kontrollfreaks eine wahre Herausforderung! Die kenne ich recht gut 😉 Doch ich weiß auch, dass es möglich ist und welche überraschenden, neuen Erfahrungen dadurch entstehen.

Während meiner Zeit in den USA lernte ich den Spruch kennen: Let go and let God – lasse los und lasse Gott [walten]. Das ist auf einen kurzen Nenner gebracht die Verbindung aus allen drei genannten Formen des Lassens: Loslassen – (den göttlichen Willen) geschehen lassen und das annehmen (zulassen), was dadurch entsteht.

Ulrike Bergmann Zur Person: Ulrike Bergmann
DIE MUTMACHERIN begleitet seit 30 Jahren lebenserfahrene Solo-Unternehmerinnen, ihre Vorstellungen von einem erfüllten Berufs- und Privatleben mit Leichtigkeit und Klarheit zu verwirklichen und mutig ihren eigenen Weg zu gehen. Im MUTMACHER-MAGAZIN gibt sie Einblicke in ihre Schatzkiste und bestärkt ihre Leserinnen darin, mutig ihren eigenen Weg zu gehen.

6 Gedanken zu „Drei Formen des Lassen

  1. Martina Klein

    Liebe Ulrike,

    vielen Dank für diese Inspiration, die natürlich im richtigen Augenblick kommt. Ich kann aus eigenen Erfahrungen bestätigen, dass ein Loslassen ohne vorheriges Zulassen nicht funktioniert. Ich würde sagen, eine gebührende Verabschiedung dieser Dinge (alter, störender Muster, Einstellungen, etc.) ist notwendig. Meistens sind sie jahrelange Weggefährten gewesen und die jagt man nicht einfach vom Hof. Man bedankt sich für die gemeinsame Zeit und sagt dann laut und deutlich “Gute Reise”.

    Viele Grüße
    Martina Klein

  2. Kirstin Nickelsen

    “Herauslassen” und “fortlassen” mag ich auch sehr und passt in Ihren Artikel. Ganz abgesehen von “weglassen”, was “mit etwas Bestimmtem nicht in Berührung bringen” bedeutet. Setzt man dann manchmal noch ein “mich” in diese Bedeutung ein, kann es kleine Wunder wirken.

    Danke für Ihren schönen Artikel.

  3. Ulrike Bergmann Beitragsautor

    Liebe Martina,
    das ist ein guter Punkt und ein schönes Bild: einen jahrelangen Weggefährten nicht vom Hofe jagen. Das macht das Thema noch plastischer. Nach einer wertschätzenden Verabschiedung geht man leichten Herzens von dannen. Das gilt auch für Dinge, die in unserem Leben keinen Platz mehr haben.
    Herzlichen Dank!
    Ulrike

  4. Claudia Schulte

    Liebe Ulrike,

    vielen Dank für Deinen inspirierenden Artikel – mich beeindruckt immer wieder Deine klare und weiche Sprache…gerade bei einem Thema wie diesem empfinde ich Deine Begabung, Dich in Worten auszudrücken als echte Wohltat! Beim Lesen Deiner Gedanken zum “Lassen können” fiel mir immer wieder die Hingabe ein, die so eng an die Annahme und Akzeptanz des gegebenen Augenblicks gebunden ist.

    Von Herzen
    Claudia

  5. Ulrike Bergmann Beitragsautor

    Liebe Claudia,
    herzlichen Dank für Dein Feedback und Deinen Hinweis auf die Hingabe, die ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg zum Ziel (Ergebnis / Traum) ist. Nur wenn wir uns unserem Vorhaben hingeben, also alles dafür geben, kann es Wirklichkeit werden. Letzteres wünsche ich Dir für Deinen neuen Weg; die Voraussetzungen dafür bringst Du mit 🙂
    Herzlichst – Ulrike

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