Homeoffice in vielen Spielarten

Büro_MutmacherinIn über 20 Jahren Selbständigkeit habe ich viele unterschiedlichen Varianten von Homeoffice erlebt: in der Wohnung, mit Coachingraum im gleichen Haus – und zwischendrin war ich auch zwei Jahre in einer Bürogemeinschaft. Als Wanderin ziehe ich alle paar Jahre um und das wirkt sich auch auf die Büro-Spielarten aus. Daher kann ich einiges an Erfahrung zur Blogparade von Claudia Kauscheder „Wie geht es Dir mit dem Alleinsein im Homeoffice?“ beitragen.

Gleich vorweg: Ich liebe es, von Zuhause zu arbeiten und alleine fühle ich mich dort nicht. Daher richte ich den Blickwinkel auf meine unterschiedlichen Erfahrungen im Homeoffice.

Homeoffice oder Bürogemeinschaft?

Und da ich die Erfahrung mit der Bürogemeinschaft habe, kann ich beide Möglichkeiten vergleichen. Wäre ich vor die Wahl gestellt, Büro in der Wohnung oder separat in einer Gemeinschaft, würde ich wohl immer dem Homeoffice den Vorrang geben. Wenn jedoch die Chemie mit den Personen in einer Bürogemeinschaft stimmt, hätte auch das wieder seinen Reiz. Denn unsere Dreier-Konstellation in der Münchner Blutenburgstraße war sehr inspirierend und eine tolle Erfahrung, an die ich gerne zurückdenke. Für zwei Jahre stimmte alles: die Personen, der Austausch, das eigene Büro. Dann war es für jede von uns Zeit, weiterzuziehen und andere Konstellationen zu suchen.

Es sind hauptsächlich drei Gründe, warum für mich das Homeoffice „erste Sahne“ ist.

Keine Ablenkung und hohe Konzentration

Ich lasse mich leicht ablenken und aus meinen Gedanken bringen. Daher bin ich froh, dass ich nach 5 Jahren in einem geteilten Büro jetzt wieder mein eigenes Reich habe. Ich habe es unterteilt in einen klassischen Bürobereich mit Schreibtisch und Aktenschränken. Dieser gegenüber befindet sich die „Coachingzone“, in der ich meine Beratungen durchführe. Da ich vorwiegend mit Gruppen und in Workshops arbeite, passt diese Mischung für mich und meine Kunden bislang sehr gut.

Coachingzone_MutmacherinAm Schreibtisch steht die konzentrierte Arbeit im Mittelpunkt. Selbst die Türe ist meist geschlossen, was mir dabei hilft, mich besser zu fokussieren. Wenn ich – wie beim Schreiben dieses Beitrags – eine Zeitlang ungestört sein will, lege ich das Telefon weit weg, so dass ich nicht in Versuchung komme, eingehende Anrufe zu beantworten. Nur zu dumm, dass die Sprachbox seit der Umstellung auf IP-Telefonie meint, mich ständig anfunken zu müssen.

Für alles, was nicht am PC zu erledigen ist, gehe ich gerne ins Wohnzimmer. Dort habe ich meine verschiedenen „Orte“ für unterschiedliche Aufgaben: Tagesplanung und Schreiben im Sessel, kreative Konzeptgestaltung in der einen Sofaecke, Lesen in einer anderen. So hat alles seinen Platz.

Mein Rhythmus steht im Vordergrund

Das war mir auch in der Bürogemeinschaft ein Anliegen. Ich brauchte meinen klaren zeitlichen Rahmen. Da bin ich ein Gewohnheitstier. Bereits zu Beginn meiner Selbständigkeit habe ich mir feste Bürozeiten angewöhnt. Zumindest für den Tagesstart – im weiteren Verlauf hängt es von anderen Faktoren ab. Daher gehöre ich nicht zu den Selbständigen, die sich von Waschmaschine, Kühlschrank oder Haushaltsaktivitäten ablenken lassen. Es kann sogar vorkommen, dass ich völlig vergesse, dass neben mir ein Becher Tee oder ein Glas Wasser steht und das Mittagessen eine Vorbereitungszeit braucht 😉

Solange der Flow anhält, bleibe ich dran. Inzwischen habe ich mir auch den Titel eines Buches zu Eigen gemacht, das vor Jahren über eine Kollegin den Weg zu mir fand: Never Check Email in the Morning. Erst die wichtigste Tätigkeit erledigen, danach ist noch genug Zeit für die elektronische Post. Was nicht heißt, dass ich immun bin gegen Sonnenschein und die Verlockungen des nahen Sees. Die haben am Nachmittag ihren Raum, wenn die zentrale Aufgabe erledigt ist. Dann genieße ich ohne schlechtes Gewissen die Freiheiten meiner Selbständigkeit und kehre lieber am Abend noch einmal an meinen Schreibtisch zurück. Wie gut, dass dieser nur einige Meter entfernt ist. Doch auch für das Ende habe ich inzwischen eine Grenze, die ich immer besser einhalte. Da bin ich noch etwas am Üben.

Einsamkeit ist ein Fremdwort für mich

Wo andere sich nach Austausch und Kontakt sehnen, bin ich gerne alleine in meinen vier Wänden. Das hat auch mit der Struktur meiner Arbeit zu tun. Durch die Gruppen habe ich so viele Außenkontakte, dass ich mir danach der Sinn vor allem nach Ruhe und Ausgleich steht. Diese genieße ich dann auch. Und wenn ich zu lange alleine in meinen Homeoffice bin, sind andere nur ein Telefonat oder einen Mausklick entfernt. Dank der sozialen Medien habe ich genügend Austausch, Anregung und Input. Wenn ich Menschen live erleben möchte, treffe ich mich gerne mit jemandem zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen oder ich gehe zu einer Netzwerkveranstaltung, bei der ich mehrere Aspekte verbinde: fachliche Anregung und lebendigen Austausch. Und vor allem habe ich meine Mastermindgruppe. Darin tauchen wir “Mädels” uns regelmäßig aus, motivieren und bestärken uns in unserer Art zu arbeiten.

Und die Nachteile?

Die gibt es für mich kaum.

Ein wenig vermisse ich den separaten Coachingraum, den ich am Starnberger See hatte und in dem eine Mischung aus unterschiedlichen Aktivitäten stattfand. Unter anderem habe ich mich für die Arbeit an meinem letzten Buch phasenweise dorthin zurückgezogen. Dafür habe ist jetzt einen deutlich besser aufgeräumten Schreibtisch. Damit zeigt sich mal wieder, dass in jedem Nachteil ein Vorteil verborgen ist.Coachingraum_kleinDank der unterschiedlichen Erfahrungen der letzten 20 Jahre weiß ich, dass sich die Bedürfnisse in unterschiedlichen Lebensphasen ändern. Derzeit passt das Homeoffice am besten zu mir. Das mag sich wieder ändern. Vielleicht wünsche ich mir in ein paar Jahren wieder mehr Gemeinschaft oder ein mir wichtiges Vorhaben verlangt einen anderen Rahmen. Dann werde ich wieder meinen eigenen Weg finden und mir suchen, was ich brauche. Bislang hat sich immer alles bestens gefügt. Und so wird es auch in Zukunft sein 🙂

Ulrike Bergmann Zur Person: Ulrike Bergmann
DIE MUTMACHERIN begleitet seit 30 Jahren lebenserfahrene Frauen, ihre Vorstellungen von einem erfüllten Berufs- und Privatleben mit Leichtigkeit und Klarheit zu verwirklichen. Im MUTMACHER-MAGAZIN gibt sie Einblicke in ihre Schatzkiste und bestärkt ihre Leserinnen darin, mutig ihren eigenen Weg zu gehen.

4 Gedanken zu „Homeoffice in vielen Spielarten

  1. Pingback: Alleinsein im Homeoffice. Vorteile, Nachteile und Strategien › Abenteuer Home-Office

  2. Ulrike Bergmann Beitragsautor

    Liebe Claudia,
    vielen Dank für Deinen Hinweis auf die Zusammenfassung der Blogparade – so habe ich Gelegenheit, auch noch die anderen Beiträge zu lesen. Dazu war ich noch nicht gekommen.
    Liebe Grüße,
    Ulrike

  3. Pingback: Erkenntnisse aus vielen Begegnungen - Mutmacher-Magazin

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