Wie viel Traum darf sein?

Dürfen Sie Träume für Ihr Leben oder Ihren Beruf haben?

Diese Frage stelle ich hin und wieder in meinen Beratungen oder Workshops. Vor allem Menschen, die Träume für nicht wichtig oder gar für Unfug halten, und denen, die keinen Zugang zu ihren tief sitzenden Wünschen haben. Darunter sind einige, die in ihrem Leben schon sehr viel auf die Beine gestellt haben.

Die Gründe, warum Menschen keine Träume haben, können darin liegen, dass sie früh das Träumen verlernt haben. Wir alle sind mit der Fährigkeit zur Fantasie zur Welt gekommen, was man bei kleinen Kindern noch sehr gut beobachten kann. Sie sprudeln noch so vor Ideen, Wünschen und Träumen – und das bleibt auch lange so, wenn es gefördert wird.

Wenn dies bei Ihnen nicht mehr der Fall ist und Sie bei der Frage nach Ihre Träumen ein Gefühl der Wehmut befällt, können Ihnen die folgenden Impulse helfen, einigen Überzeugungen auf die Spur zu kommen.

Welche Sätze über Träume haben Sie gehört?

Besonders die Aussagen aus unserem unmittelbaren Umfeld prägen uns sehr. Hier sind einige der Sätze, die ich zum Thema gesammelt habe:

  • Träume sind Schäume. Dies ist so etwas wie der Klassiker unter den Entmutigungssätzen. Er bezog sich ursprünglich auf die nächtlichen Träume, die schnell wieder aus dem Bewusstsein verschwinden.
  • Hör‘ auf zu träumen – das führt zu nichts! Hier handelt es sich um den gut gemeinten Satz von Eltern, die im Mangel leben und die ihre Kinder davor bewahren wollen, vom Leben ebenso enttäuscht zu werden wie sie selber es sind.
  • Träume können wir uns nicht leisten. Dieser Satz gehört in die gleiche Kategorie wie der vorherige und hat eine ähnliche Wirkung. Zugleich schwingt bei ihm auch noch die Vorstellung mit, dass sich Träume nur mit (viel) Geld verwirklichen lassen.
  • Träum‘ weiter! Dies ist eine weit verbreitete Reaktion auf hochfliegende Pläne, die nicht nachvollzogen werden können. Manches Mal kommt sie auch von Menschen, die mit ihren eigenen Träumen gescheitert sind und seither andere „auf den Boden der Tatsachen holen“ wollen.
  • Träume führen in die Irre. Diese Aussage kommt besonders gern von Menschen, die sich für Realisten halten. Sie glauben nur, was sie sich aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen vorstellen können oder schon erlebt haben.
  • Träume sind was für Schwache. Darin steckt die Vorstellung, dass Menschen, die sich nicht mit dem zufriedengeben, was sie haben, aus dem Alltag fliehen. Wenn Wünsche und Träume nur dazu dienen, sich den Alltag schön zu denken und in der fantasierten Zukunft zu leben, wird daraus in der Tat eine Schwäche.
  • Träume haben noch nie etwas gebracht. Diese Aussage spricht von enttäuschten Erwartungen, die zu einer Lebenseinstellung geworden sind. Oft werden solche Sätze von einer Generation auf die nächste übertragen, bis es jemand wagt, aus dieser Spirale auszusteigen und einen anderen Weg einzuschlagen. 

Welche Bemerkungen haben Sie geprägt?

Was sagen Sie sich selber, wenn wieder einmal der Wunsch nach Veränderungen auftaucht?

Machen Sie sich bewusst, welche Wirkung diese Sätze auf Sie hatten und bis heute haben. Damit halten Sie einen Schlüssel für Ihren Umgang mit Ihren persönlichen Wünschen und Träumen in der Hand. Und können damit auch die Frage beantworten: Wie viel Traum darf für mich sein?

Ulrike Bergmann Zur Person: Ulrike Bergmann
DIE MUTMACHERIN begleitet seit 30 Jahren lebenserfahrene Solo-Unternehmerinnen, ihre Vorstellungen von einem erfüllten Berufs- und Privatleben mit Leichtigkeit und Klarheit zu verwirklichen und mutig ihren eigenen Weg zu gehen. Im MUTMACHER-MAGAZIN gibt sie Einblicke in ihre Schatzkiste und bestärkt ihre Leserinnen darin, mutig ihren eigenen Weg zu gehen.

2 Gedanken zu „Wie viel Traum darf sein?

  1. K.I.Piechotta

    Hallo Frau Bergmann,
    mir kam noch ein Satz: Vom Träumen allein kann man nicht leben / wird man nicht satt.
    Ich denke, diese Sätze wirken alle auch dadurch, dass sie den Traum klein, sogar nichtig machen. Als ob man ihn, wie eine Fliege, an die Wand geklatscht hätte. Der Traum hat dadurch nicht mal die Chance erhalten, sich zu entfalten, sich zu entwickeln – ein harscher Widerstand stoppt ihn vorzeitig, um beim Bild zu bleiben; der bricht ihm die Flügel.
    Dabei wünscht man sich vielleicht zunächst nur, dass der Andere den Traum anhört und annimmt, so wie er ist. Wenn dazu noch (idealerweise) die richtige Fragen kommen (die wie Küsse schmecken), dann geht einem nicht nur das Herz auf, sondern sie beflügeln auch den Traum und wecken Kräfte, die die Engerie einer Kernfusion übersteigen. Das kann einen unter Umständen sogar sofort ins Ziel “beamen”. 😀
    Ich wünschte, es liefe bei uns allen öfters so …
    Ich wünsche allen schöne Träume,
    Ilka

  2. Ulrike Bergmann Beitragsautor

    Liebe Frau Piechotta,
    danke für Ihre Ergänzung der einschränkenden Sätze und das Bild von der Fliege.
    Wenn sich kein anderer findet, der den Traum zerstört, ist es oft der innere Kritiker, der dem Traum keine Chance gibt. Der erste Schritt ist, sich diese Verhalten bewusst zu machen. Erst dann lässt sich etwas ändern und der Traum erhält eine Chance.
    Ich wünsche Ihnen den Mut zu Ihren Träumen zu stehen und Menschen, die Sie immer wieder daran erinnern und Sie bestärken.
    Ulrike Bergmann

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